Viren des Geistes

Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der 'geistigen Viren'. Entdecken Sie, wie Ideen, Überzeugungen und Träume sich viral ausbreiten und unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen. Erfahren Sie mehr über die Macht codierter Informationen.

ein Beitrag von Thomas Zerlauth

Millionen von Gedanken, Bildern und Informationen wetteifern um unsere heiligsten Güter: Aufmerksamkeit und Gehirnkapazität. Einige davon sind überaus erfolgreich, sie nehmen uns in Beschlag und schaffen es dauerhaft in unseren Geist. Und wenn sie das tun, beauftragen sie uns auf eine geheimnisvolle Weise, diese Informationen zu beheimaten und an geeigneter Stelle weiterzugeben und zu teilen. So wie ein Virus des Geistes, der für seine Verbreitung und die Instrumentalisierung eines neuen Wirtes zu sorgen hat, weil er nur dadurch überleben kann.

 

Wir blicken in eine Welt der Zwischendurch-Gewinner

Alles, was uns umgibt (Künstliche Intelligenzen, Fußballvereine, Proteinriegel, Kreditkarten oder Elektroautos), hat sich nicht zufällig, genetisch oder auf biologischem Wege verbreitet, sondern weil sich entsprechende Ideen, Vorstellungen, Geschichten und Mythen in den Köpfen der Menschen etablieren ließen. Unsere gesamte Kultur, alles, was uns derzeit wichtig und heilig ist, ist das sichtbare Ergebnis dieser memetischen Evolution. Die dominierenden Geschichten sind keine Wahrheiten, sondern werden weitererzählt, weil genügend Menschen an sie glauben und daran teilhaben.

 

Träume werden unbewusst und automatisch übertragen

Wenn wir uns umsehen, dann können wir ein feines Gewebe von etablierten Vorstellungen und verwirklichten Träumen erkennen. Dingen und Geisteshaltungen, die sich im Wettkampf um Aufmerksamkeit, Bedeutung und Glaubwürdigkeit augenscheinlich durchgesetzt haben, weil sie es geschafft haben, von einem Gehirn auf ein nächstes übertragen zu werden. Dabei setzen sich nicht zwangsläufig die besten, am Gemeinwohl ausgerichteten oder intelligentesten Lösungen, Produkte und Geschichtserzählungen durch, sondern jene, die sich am leichtesten fortbewegen und dadurch viral ausbreiten. Der Leichtigkeit dieser Ausbreitung liegt eine Logik inne, die man erforschen, in weiten Teilen auch erklären und strategisch nutzen kann.

Experten wissen heute ziemlich genau darüber Bescheid, welche Informationen sich ausbreiten und wie man mit Worten, Zeichen und Codes ein ausgewähltes Gegenüber zu einer unbewussten Reaktion verführt. Es spielt für die Ausbreitungsgeschwindigkeit und Genauigkeit überhaupt keine Rolle, ob diese Vorstellungen nun wahr und untadelig sind oder durch gut bezahlte Meinungsmacher in das uns umgebende Kulturgewebe eingeflochten werden. Sie werden – wenn sie richtig gestreut, positioniert und codiert werden – als stille Vereinbarungen in unserem Geist angenommen und breiten sich von dort weiter aus. Vergleichbar mit Viren, deren wesentlichstes Kennzeichen ja der Drang zur Reproduktion ist. Ein Virus ist etwas, dass eine externe Kopiervorrichtung benötigt, um Kopien seiner selbst anzulegen und sich dadurch am Leben zu erhalten.

 

Die Macht codierter Informationen

Codes und Worte tragen ein mächtiges Erfüllungspotenzial in sich. Worte erzeugen Bilder, die uns in die eine oder andere Richtung denken lassen. Sie manipulieren unsere inneren Monologe, unsere gesamte Wahrnehmung und entscheiden, wie wir leben, was wir erleben, wie wir fühlen und wovon wir überzeugt sind. Sie sind kleine Bausteine der Wirklichkeit, die wir zumeist unbewusst einsetzen und dabei gar nicht merken, wie sehr sie unsere unmittelbare Wirklichkeit gestalten. So lernen wir, was wir denken und vor allem was wir glauben und als Wahrheit akzeptieren sollen.

 

Stille Vereinbarungen unseres Geistes

Worte fesseln unsere Aufmerksamkeit und sobald wir diesen Worten Glauben schenken, beginnen wir aus diesen Worten unsere eigenen Überzeugungen und unser Selbst-Narrativ zu bilden. Wir treffen dann eine stille Vereinbarung mit uns selbst, die einer fremden Idee ermöglicht, Besitz von uns zu ergreifen und fortan unser Verhalten zubestimmen. Genau nach diesem Prinzip funktioniert ein Virus. Er tritt an uns heran, dringt in uns ein oder wird von uns hereingebeten, entfaltet sich in uns und führt dann ein Eigenleben – mit der Bestimmung, sich weiter zu vervielfältigen und in die Welt getragen oder ausgelebt zu werden. Sobald wir Ja zu einem neuen Gedanken sagen, hat uns ein Virus in Beschlag genommen und sich unserer bemächtigt.

 

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Thomas Zerlauth

Thomas Zerlauth beschäftigt sich berufsmäßig mit Marken, Memen und der Frage, wie wir uns geistige Inhalte, Ideen oder Informationen überhaupt vorstellen müssen und was in Menschen vor sich geht, die von diesen Informationen in eine Bewegung versetzt und letztlich „instrumentalisiert“ werden.

www.thomaszerlauth.com

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